Die Halbleiterindustrie wächst rasant, getrieben von der steigenden Nachfrage nach Elektronik und Fortschritten in KI und maschinellem Lernen: Indien und China blinken auf die Überholspur.
Eine Zusammenfassung des aktuellen Kommentars von Marcus Weyerer, CFA, Senior ETF Investment Strategist, EMEA Franklin Templeton ETFs
Der globale Halbleitermarkt wurde 2022 auf 573,44 Mrd. USD geschätzt und könnte bis 2029 um 12% jährlich auf 1,38 Bio. USD anwachsen.
Indien strebt nach einer Spitzenposition
Indien plant, innerhalb von fünf Jahren zu den fünf größten Chipherstellern der Welt zu gehören. Die Regierung fördert dies durch das Production-Linked Incentive-Programm, das Investitionen anzieht. So hat die Tata Group in Zusammenarbeit mit Taiwans Powerchip Semiconductor Manufacturing Corporation ein Joint Venture für eine 28-Nanometer-Produktionsanlage angekündigt.
Mit einem Investitionsvolumen von 11 Mrd. USD sollen über 20.000 Arbeitsplätze entstehen. Die Produktion fokussiert sich auf energieeffiziente Prozessoren, die in Smartphones, Fernsehern und Wearables eingesetzt werden. 2024 war Indien der zweitgrößte Mobiltelefonhersteller weltweit und deckte 97% seiner Nachfrage. Zudem verfolgt ein Großteil der indischen Unternehmen bereits KI-Projekte und zählt damit zu den globalen Vorreitern.
Chinas Aufholjagd in der Halbleiterproduktion
Auch China verzeichnet große Fortschritte in der Halbleiterindustrie. Nach den US-Exportbeschränkungen für moderne Chips und Ausrüstung im Jahr 2022 steigerte China die Importe von Lithographieanlagen um 450%. 2023 kamen bereits 14% der für die Chipproduktion benötigten Maschinen aus China selbst, was einer Verfünffachung in fünf Jahren entspricht. Trotz Sanktionen stellte Huawei in Zusammenarbeit mit SMIC den 7-Nanometer-Chip Kirin 9000S vor. Dieser Erfolg wurde mit Tief-Ultraviolett-Lithographie (DUV) erzielt, einer weniger präzisen Technologie als die EUV-Systeme von ASML. Chinas Produktionskosten sind hierdurch um 40%-50% höher, und die Effizienz ist geringer.
TrendForce berichtete 2024, dass China möglicherweise bereits in die Massenproduktion von 5-Nanometer-Chips eingestiegen ist, was wirtschaftlich zwar weniger effizient, aber technologisch bemerkenswert ist. Darüber hinaus entwickelt China innovative Technologien außerhalb der traditionellen Chipfertigung. So präsentierten Forscher der Tsinghua University Ende 2023 den ACCEL, einen rein analogen KI-Chip, der Lichtsignale nutzt und bis zu 3.000-mal schneller sein könnte als herkömmliche Modelle wie der A100 von NVIDIA. Diese Technologie könnte in der Bilderkennung, Sprachverarbeitung und im autonomen Fahren eingesetzt werden, auch wenn sie noch in der Experimentierphase ist.
Indien und China zeigen, dass die Halbleiterindustrie trotz technologischer Hürden und geopolitischer Herausforderungen dynamisch wächst und weiterhin von innovativen Ansätzen profitiert.
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Der Beitrag Halbleiterindustrie: China und Indien setzen zum Überholen an erschien zuerst auf Investmentplattform China/Deutschland.